28.03.2024
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Bombardier und Hitachi klagen gegen Tube-Vergabe an Siemens 02.08.2018
Die britische Bahnindustrie und die Beschaffung von rollendem Material durch den öffentlichen Sektor sind in eine Krise geraten, nachdem Bombardier und Hitachi einen Rechtsstreit begonnen haben, um zu verhindern, dass Transport for London (TfL) einen 2,5 Mrd. GBP teuren Auftrag über Tube-Züge an Siemens vergeben hat. Die Klage, die am Wochenende beim High Court eingereicht wurde, kann Auswirkungen auf eine weitere hochkarätige Zugbeschaffung haben - den Auftrag über 2,75 Mrd. GBP für den Bau von 54 Hochgeschwindigkeitszügen mit einer Geschwindigkeit von 225 mph für die HS2-Strecke zwischen Birmingham und London, in der Bombardier und Hitachi ebenfalls im Wettbewerb mit Siemens stehen.
Im vergangenen Monat erhielt Siemens von TfL den Auftrag, 94 hochmoderne Londoner U-Bahnzüge für die Piccadilly-Linie zu planen und zu bauen, die das Zentrum von London bedient. Gebote gingen von drei Bietern ein: Alstom, Joint-Venture Bombardier/Hitachi und Siemens. Wie die Times und der Derby Telegraph berichten, hat Bombardier letzten Montag (23.07.18) jedoch bestätigt, zusammen mit dem Joint-Venture-Partner Hitachi Widerspruch beim High Court eingereicht zu haben, um die Entscheidung von TfL anzufechten.
Die Einzelheiten der Klage wurden nicht bekannt gegeben. Aber in einer gemeinsamen Erklärung sagte das Bombardier/Hitachi-Konsortium: "Wir können bestätigen, dass wir vor dem High Court Klage gegen die Entscheidung der London Underground Ltd. erhoben haben, unser Konsortium nicht für das Deep Tube Upgrade Programm auszuwählen." Hätte Bombardier/Hitachi den Auftrag erhalten, wären die Züge in Bombardiers Fabrik Litchurch Lane in Derby und Hitachis Werk Newton Aycliffe in der Grafschaft Durham gebaut worden.
Siemens führte aus, dass der Zuschlag nun bedeuten würde, die Pläne für eine Fabrik in Goole, East Yorkshire, in der bis zu 700 Arbeitsplätze geschaffen schaffen werden und für die weitere 1.700 Menschen in der lokalen Lieferkette arbeiten würden, voranzutreiben.
TfL sah "keine gute Grundlage" für eine Klage und zeigte sich "enttäuscht", dass Bombardier/Hitachi solche Maßnahmen ergriffen habe.
Der Ausgang des Rechtsstreits könnte Auswirkungen auf ein weiteres großes Zuggeschäft haben - die anstehende HS2-Ausschreibung. Hier bewerben sich Bombardier und Hitachi ebenfalls gemeinsam um den Auftrag über 2,75 Mrd. GBP für den Bau der 54 Hochgeschwindigkeitszüge zum Einsatz zwischen Birmingham und London. Siemens andererseits hofft, die Regierung davon zu überzeugen, auch den HS2-Vertrag zu erhalten.
Der Kampf zwischen Siemens und Bombardier rührt aus dem Jahr 2011 her, als nach einem Sieg von Siemens um einen Thameslink-Vertrag das Werk Derby von Bombardier beinahe geschlossen worden wäre, da die Züge in Deutschland hergestellt werden sollten. Mit Hilfe einer Kampagne, an der auch der Derby Telegraph beteiligt war, konnte die Schließung verhindert werden. In den letzten Jahren konnte Bombardier dann mit gewonnenen Ausschreibungen für Derby Erfolge bei der Sicherung neuer Arbeitsplätze erzielen.