19.01.2025
druckenVerkehrsbetriebe
Vorzeige-Projekt Riedbahn: Auch nach der Sanierung gehen die Verspätungen weiter10.01.2025
Nach fünf Monaten Generalsanierung sollte auf der Riedbahn zwischen Frankfurt/Main und Mannheim alles laufen wie geschmiert – doch nach der Wiedereröffnung am 14. Dezember ruckelt es immer wieder auf der 70 Kilometer langen Strecke.
Mal funktionieren Weichenheizungen nicht, mal fällt ein Signal aus, oder ein Stellwerk hat einen Kurzschluss. Wie kann das sein? Die Strecke müsse erst eingefahren werden – mit „Kinderkrankheiten“ habe man durchaus gerechnet, heißt es von der Deutschen Bahn.
Die erste Panne gab es bereits fünf Tage, nachdem Bahnchef Richard Lutz und Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos) den Neustart einer der wichtigsten und meistbefahrenen Zugstrecken Deutschlands vor Ort gefeiert hatten. Vorausgegangen war ein fünfmonatiger Sanierungskraftakt: Gleise, Gleisbett, Weichen, Stellwerke und selbst Bahnhöfe entlang der Riedbahn wurden während der Komplettsperrung von Grund auf erneuert. Das alles passierte in einer bislang einzigartigen Aktion, in der die Gewerke unter hohem Zeitdruck nahtlos ineinandergreifen mussten.
Kurzschlüsse sorgen für Verspätungen
Am 19. Dezember mussten ICEs jedoch nach einem Oberleitungsdefekt erstmals wieder Umwege fahren. Der Schaden war nach 90 Minuten repariert. Doch in der Nacht zum 21. Dezember fielen dann S-Bahnen im Bereich Groß-Gerau nach einer Signalstörung aus.
Auch an Heiligabend kam es zu Verspätungen: Wegen einer Weichenstörung brauchten ICEs für die Strecke Frankfurt-Mannheim 80 statt 39 Minuten. Am 1. Januar sorgte dann eine Signalstörung dafür, dass Fernzüge 20 Minuten länger unterwegs waren.
„Kleinere Störungen erwartbar“
Bei der Deutschen Bahn räumt man ein, dass es auch nach dem offiziellen Abschluss der Riedbahn-Sanierung noch „zu kleineren Störungen, die sich vorübergehend auf den Zugverkehr auswirken“ kommen kann. „Das ist nach Abschluss einer derart umfangreichen Sanierung und der Erneuerung einer Vielzahl von technischen Anlagen, unter anderem 1.200 neue Elemente der Leit- und Sicherungstechnik, erwartbar und nicht ungewöhnlich“, sagt eine Bahnsprecherin.
Aktuell fahre man die volle Belastung und starte in den nächsten Tagen mit der Tempo-200-Erprobung. Ein Zwischenfazit der Inbetriebnahme steht Ende Februar an. Bis ins zweite Quartal hinein soll dann stufenweise das Zugbeeinflussungssystem ETCS eingeführt werden, das Höchsttempo 200 ermöglicht – so der Plan.
Die Riedbahn war das erste von 41 Generalsanierungsprojekten bis 2030, mit der das seit Jahren unterfinanzierte und vernachlässigte Schienennetz in Deutschland saniert werden soll. Mit 1,3 Milliarden Euro kostete es mehr als doppelt so viel wie zunächst veranschlagt. Noch weitaus anspruchsvoller wird im Sommer die Sanierung der Strecke Berlin-Hamburg, die während der Bauarbeiten für neun Monate gesperrt wird – und an der Bahnchef Lutz sich wird messen lassen müssen.