08.09.2024
druckenVerkehrsbetriebe
Österreich: Ausbaupläne für Haltestelle Bregenz-Hafen stehen in krassem Widerspruch zu Landtagsbeschluss30.08.2024
Die Aussagen der Stadt-ÖVP und der Grünen Bregenz zu den Ausbauplänen der Bahnhaltestelle am Bregenzer Hafen sorgen bei der gemeinnützigen Genossenschaft „mehramsee“ nur noch für Kopfschütteln.
„Es gibt einen einstimmigen Landtagsbeschluss darüber, dass im dicht besiedelten Raum und entlang des Bodenseeufers keine oberirdische Gleiszulegung erfolgen soll“, führt der mehramsee-Vorsitzende Dr. Pius Schlachter aus. „Allein die Entscheidung, den Bahnsteig und damit auch ein zweites Gleis auf 200 Meter zu verlängern, bedeutet bereits zusätzliche Gleise bis ins Naherholungsgebiet an der Pipeline.“ Das stehe in krassem Widerspruch zum Landtagsbeschluss. [Anm.: Pipeline ist heute Badestrand, Rad- und Fußweg. Früher gab es tatsächlich eine Erdölpipeline von Genua nach Ingolstadt]
Dabei hatte noch im vergangenen Frühjahr Landeshauptmann Markus Wallner in Bezug auf die Ausbaupläne am Hafen unmissverständlich Stellung bezogen: Jeder oberirdische Ausbau entlang des Sees, aber auch Richtung Vorkloster, sei mit den Beschlüssen unvereinbar. Verdeckte Planungen im Hintergrund und einen möglichen versteckten Plan B dürfe es nicht geben. Und: Sollte dies notwendig sein, werde er dem Ausbau der Haltestelle Bregenz-Hafen die Zustimmung verwehren – die Landesregierung würde das Vorhaben blockieren.
„Uns ist nicht klar, was sich seit diesem Zeitpunkt geändert haben sollte“, zeigt sich Schlachter verwundert. Noch weit irritierender sei jedoch, dass in dieser Sache „Vollgas“ gegeben werde und für den Ausbau über 20 Millionen Euro in die Hand genommen würden. „Im Gegensatz dazu ist der vor zwei Jahren angekündigte Prozess zur Findung der Bestvariante, zu dem auch mehramsee als Stakeholder eingeladen wurde, noch weit und breit nicht in Sicht.“ Das Vorgehen sei entlarvend: „Es lässt jedenfalls berechtige Zweifel an der zuvor öffentlichkeitswirksam betonten Ernsthaftigkeit aufkommen, den Prozess und damit die beste Lösung für die Region und die Menschen, die hier leben, wirklich zu wollen.“
Ein weiterer Aspekt, der nicht unbeachtet bleiben sollte: Sollte der Ausbau am Hafen tatsächlich kommen, wird sich „Bregenz am See“ mehr und mehr zu „Bregenz am Bahnhof“ wandeln. Bereits im Zuge der Neuerrichtung der Hypo-Unterführung wurden die Bahnsteige am Hauptbahnhof bis ins Zentrum verlängert. Die zusätzlich geplante Verlängerung am Hafen würde eine noch stärkere Abtrennung der Innenstadt vom Bodensee bedeuten. Und letztlich eine Zerstörung von Lebensraum – dabei sollte genau das durch den Beschluss des Landtags unterbunden werden.
Schlachter unterstreicht daher die seitens mehramsee schon mehrfach vehement gestellte Forderung an die Politik, endlich den Prozess mit Land, Gemeinden und Stakeholdern zu starten und diesen mit Nachdruck voranzutreiben. „Klar muss sein: Solange das Ergebnis des Prozesses nicht am Tisch liegt, ist das Vorhaben am Hafen zu stoppen.“
Die Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz als „Taktknoten“ liegt an der stark befahrenen Bahnstrecke Lindau – Bludenz und ist gerade dort auf wenigen Kilometern eingleisig. Die ÖBB möchten zwei bzw. drei Gleise haben, die Anrainer wehren sich aber, weil das Ortsbild verschandelt und das Bodenseeufer unattraktiver wird.